Auch in Neuss werden Arbeitslose schickaniert und unter unerträglichen Druck gesetzt, um politisches Kapital daraus zu schlagen.

Empfindlich sind die Drohungen mit denen Arbeitslose unter Druck gesetzt werden auf jeden Fall, wenn man bedenkt, dass es um das Geld zum Leben geht. Wenn einem das Arbeitslosengeld gekürzt oder gestrichen werden soll. Neuss hat in Deutschland einen Spitzenplatz bei Zwangsumzügen (die erfolgen weil die Arge also das Amt, das für die Zahlung von HartzIV zuständig ist, die Miete für die Wohnungen der Arbeitslosen zu hoch finden und die Übernahme verweigern). Es ist ja vielleicht einzusehen, dass die Stadt keine Kosten dafür übernimmt, wenn jemand, der arbeitslos geworden ist, in einem riesen Anwesen wohnt, und die Stadt ein Vielfaches der Miete zahlen soll, wie sie normale Menschen bezahlen. Mit sowas wird dann Propaganda gemacht und damit soll dann gerechtfertigt werden, wenn Leute von einer Sozialwohnung in eine andere umziehen müßen, weil die ein bischen billiger ist. Man muß sich das klarmachen, wieviel Mühe und, wenn sie's hat auch Geld, so eine Mieterin in ihre Wohnung steckt, um sie wohnlich einzurichten, Einbauten, wie Hochbetten, Wandschränke, Einbauküchen, die helfen, den knappen Platz optimal zu nutzen, Markisen, Rolläden, Gardinenstangen, Wandverkleidungen, Teppichböden Möbel und Haushaltsgeräte, Besitztümer, die die Persönlichkeit ausmachen, die man auch nicht bei einem Umzug mitnehmen kann. Ein normaler Mieter mag durchaus mehr als ein Jahresgehalt aus der Zeit wo er noch Arbeit hatte, und unendliche Eigenarbeit in seine Wohnung gesteckt haben, die er beim Umzug nicht mitnehmen kann. Langzeitarbeitslose mußten sich ihre Wohnungseinrichtung sogar vom Munde absparen, bzw. das Material um den gesammelten Sperrmüll mit viel Arbeit herzurichten. Man richtet sich in seinem Leben und mit seinen Nachbarn ein, erwirbt sich Respekt, findet vielleicht Freunde. Und dann soll einem das alles weggenommen werden. Am Ende bleibt ein Sperrmüllhaufen vor der Tür. Und das nur, weil das Amt zu geizig ist, jemandem 100 Euro mehr zu bewilligen. Weil man arbeitslos geworden ist, die Miete steigt, oder einer Rentnerin der Partner weggestorben ist. Ohne auf einzelne Fälle einzugehen muß gesagt werden: sowas darf nicht sein. Man muß auch bedenken, dass grade Arbeitslose und Rentner sich mehr in ihren Wohnungen aufhalten, als Leute die Arbeit haben, und dass die Bedeutung der Wohnung aus diesem Grund für den Menschen noch wesentlich wichtiger ist, als bei Leuten, die Arbeit haben und sowieso wenig zu Hause sind.

Was hat denn die Stadt überhaupt davon? Da ist erst einmal das unverhältnismäßig wenige Geld, das auf diese Art und Weise er”wirtschaftet” wird, das die Stadt dann in den Pferderennverein steckt, oder ähnliches, falls es nicht schon für die Umzugskosten wieder verbraucht wird. Die Wohnungen sind sowieso da, die verschwinden nicht, nur, weil die Mieter sie nicht mehr bezahlen können. Und wenn sie deshalb mit zusätzlichem Geldaufwand abgerissen werden: um so schlimmer. Und am Ende freut sich die CDU, die ja in Neuss dafür verantwortlich ist, noch über Beifall aus der rechten Ecke.

Man muß auch annehmen, dass die CDU diese rechte Ecke bewußt bedient. Und was die CDU vorbetet, wird dann in der Presse zum Thema: Immer wieder bringen die Zeitungen und das Fernsehen solche Artikel, in denen die, die bei dem „Wettbewerb“ um die Arbeitsplätze nicht gewinnen konnten für ihre Niederlage selbst verantwortlich gemacht und beschimpft werden. Auch die Neusser Zeitungen, vor allem die kostenlosen Werbezeitungen liefern den Faulenzerhassern regelmäßig ihre Droge.

Lobenswert ist das Plakat der Caritas am Bahnhof: „Wenn es allen Arbeitslosen noch viel zu gut geht, wieso will dann niemand arbeitslos sein?“ fragt das Plakat und bildet dazu eine junge Frau ab, die traurig vor ihrem Fernseher sitzt und zappt.

Es steht auch manchmal ein guter Artikel über das Thema in der NGZ. Zugegeben.

Diese armen Menschen haben nichts, als ihre Menschlichkeit. Die Medien aber werden von finanziellen Interessen gesteuert. Je weniger die Menschlichkeit wert ist, desto mehr ist das Geld wert. Das ist eine einfache Gleichung. Zu einfach, aber deshalb nicht verkehrt.

Und die armen Arbeitslosen müssen in dem Wahlspektakel dann die Rolle des Bösewichts spielen, ob sie wollen, oder nicht.

Niemand ist allein verantwortlich in diesm System. Aber viele auf die es ankommt, in der Bevölkerung und bei der Arge sind doch irgendwie ein bischen dafür gewesen und haben den Vorgang der ungerechten Beschuldigung und Bestrafung von Arbeitslosen gefördert. Das muß sich ändern.

Ein Beispiel:

Der Bericht eines Arbeitslosen:

Die Arbeitsagentur sollte einem eigentlich eine Adresse besorgen, wo man sich melden kann und wo man in seinem Beruf zu guten Bedingungen arbeiten kann. Angemessene Entlohnung, zumutbare Arbeitszeiten, ausreichender Gesundheitsschutz, Respektierung der Würde. Und wenn sie das nicht besorgen kann, sollte die Arbeitsagentur ohne Umstände das Arbeitslosengeld zahlen. Weil die Agentur das aber nicht kann, denn es gibt die entsprechenden Arbeitsplätze ja gar nicht, bzw. weil die Agentur nicht zahlen darf, da die CDU mit der Droge des Faulenzerhasses Geschäfte machen möchte und die SPD mitmacht, macht die Agentur um die eigene Unfähigkeit zu verbergen mal eben eine Judorolle und erklärt statt sich vermittlungsunfähig zu erklären die Kundschaft für unvermittelbar. Die dann mit sinnlosen Maßnahmen schickaniert wird. Immer auf die Schwächsten...

Letztenendes soll damit auf politischer Ebene verschleiert werden, dass die Marktwirtschaft unsozial ist, weil sie prinzipiell unfähig ist, ein Recht auf Arbeit zu gewährleisten. Ich bin nicht für die Abschaffung sämtlicher Märkte, aber dass es so nicht funktioniert, ist doch klar. 

Nehmen wir mal an, man wohnt in Neuss, man macht mit seinem Haushalt minus und das Geld ist bald alle und man möchte deshalb seine ehrenamtliche Tätigkeit aufgeben und sich statt dessen einen bezahlten Arbeitsplatz suchen:

Also, als ausgeglichener Mensch ohne seelische Probleme geht man dann mal eben zur Arbeitsagentur um sich einen Arbeitsplatz vermitteln zu lassen, mit dem man dann mehr als genug Geld für sein äußerst bescheidenes Leben erwirtschaftet. Man erwirbt dadurch gleichzeitig Freunde, mit denen man ja zusammen an etwas arbeitet und jede Menge Ansehen, weil man etwas nützliches macht, hat richtig Freude daran, anderen Menschen zu zeigen, welche wunderbare Schaffenskraft in einem selber steckt. Die Menschen sind einem dankbar für das was man tut und die Schwierigkeiten: wie Disziplin um früh aufzustehen, oder Muskelkater zu ertragen, oder sich von langwierigen Arbeiten nicht entmutigen zu lassen, diese Schwierigkeiten überwindet man mit seinem gewaltigen Stolz, den man daraus schöpft, dass man ein nützliches Mitglied der Gesellschaft ist. Mit diesem Stolz überwindet man diese Schwierigkeiten mit Leichtigkeit. Dachte ich mal. Ich habe mir ehrlich Mühe gegeben, das zu denken. Ich muß aber sagen, dass genau dieser Stolz das zentrale Angriffsobjekt der Arbeitsagentur bei dem Versuch mich unter Druck zu setzen, gewesen ist.

Also, man geht als unbefangener Mensch zur Arbeitsagentur. Da muß man erst mal lange auf dem Flur warten. Na, ja, das kann man in Kauf nehmen, lange warten muß man schließlich fast überall, wo es was Gutes gibt.

Dann wird man hereingerufen zu einer Sachbearbeiterin, deren Gesicht eher sowas wie Abscheu, als sowas wie Fröhlichkeit ausdrückt. Komisch! Dachte man nicht, wenn man anbietet, jemandem seine Kräfte zur Verfügung zu stellen, dann herrscht da richtige Begeisterung? Die Gesellschaft kriegt doch nicht alle Tage soetwas geschenkt? Oder hat man da etwas mißverstanden, ist man etwa jemand, den die Gesellschaft eigentlich nicht gebrauchen kann?

Dann legt man also seine Zeugnisse vor und erklärt, was man alles tolles kann, und dass man genau einer von den hochausgebildeten Leuten ist, von denen man in der Zeitung gelesen hat, dass sie überall händeringend gesucht werden. Das ist aber ein Irrtum: Die Frage, die man dann erwarten kann, zitiere ich mal aus dem “Hauptmann von Köpenik”:

Ham se gedient?“ Nein, nach dem Militärdienst wird man nicht gefragt, sondern nach dem Arbeitsdienst. Eine lückenlos mit dienendem Fleiß gefüllte Erwerbsbiographie. Das ist der Trumpf bei der Bewerbung. Kenntnisse, die man nicht mit einem Zeugniss beweisen kann sind sowieso schon mal wertlos. Wieso? Jeder Arbeitgeber, der was davon versteht, könnte sie doch mit Leichtigkeit überprüfen. Eben. Der Fehler im System ist nämlich, dass Kenntnisse überhaupt nicht gefragt sind, weil die Agentur gar keine Stellen zu vermittlen hat, zu denen Kenntnisse erforderlich sind. Wenn man also das Glück hat, von der Arbeitsagentur eine Stelle als z.B. Elektroniker angeboten zu bekommen und man kommt dann da hin, dann ist das gar keine Elektronikfirma, sondern eine gewöhnliche Leiharbeitsunternehmung, die einen zum Kistenstapeln an eine Spedition vermietet. Das ist mir tatsächlich passiert.

Außerdem kriegt man dafür natürlich keinen Elektonikspezialistenlohn von 18 Euro sondern nur den Leiharbeitseinheitslohn von ungefähr 6 Euro. Und wenn man dann seinen Arbeitsvertrag abschließen soll, dann steht da im Kleingedruckten, dass einem davon noch mal ein Viertel abgezogen wird, weil man ja ein Anfänger und ein schlechter Arbeiter ist. Dann soll man täglich zwei Überstunden machen und muß unterschreiben, dass man nicht mal mit seinen Kollegen oder sonst irgendjemandem über das ganze Elend reden darf. Dann muß man seine Anfahrtskosten selber bestreiten und kommt am Ende mit vier Euro20ct oder weniger pro Stunde aus der Sache raus. Davon soll man dann noch Steuern und Sozialversicherung bezahlen. Und dann wird man noch von den Kollegen und Chefs und allen mit denen man zu tun hat unfreundlich behandelt. Das ist mir tatsächlich passiert. Man sehe noch mal oben in diesem Text nach, bei meiner Anfangsmotivation, mit der ich losgegangen bin, Arbeit suchen.Wenn ich vorher seelisch gesund war, dann bin ich jetzt aber krank. Wenn man nicht versuchen würde, sich vor solchem Mißbrauch der eigenen Person irgendwie zu drücken, dann wäre man vermutlich auch den intellektuellen Anforderungen der Arbeit in einer Spedition nicht gewachsen. Und dann werde ich als Faulenzer behandelt, wenn ich zur Arbeitsagentur zurückgehe und mitteile, dass ein Arbeitsverhältnis “leider” nicht zustande gekommen ist? Ich finde, wer in Deutschland Leute für 4 Euro zwangs-schuften lässt, ist ein Ausbeuter. Götz Werner, der selbst sogar zu den Unternehmern zählt, also keinen Grund hat, zu lügen, hat diese HartzIV-Praxis als „offenen Strafvollzug“ bezeichnet und so ist es mir hier in Neuss auch vorgekommen.

Man geht also zurück in die Marienstrasse, zur Agentur und wird dann dort als schwer vermittelbar geführt, falls einem nicht gleich was gekürzt wird. Und die schwer vermittelbaren, die reicht die Neusser Arbeitsagentur dann weiter an das Technologiezentrum Glehn. Was das für eine Elektronikfirma ist? Klingt unheimlich super nach Spitzenjob. Das Technologiezentrum kurz “TZG” hat aber mit einer Elektronikfirma ungefähr soviel gemeinsam, wie eine Fusspflegefirma, nämlich garnichts. Die einzige Technik die es dort gibt, sind die Computer der Sachbearbeiter, beziehungsweise die Psychotechnik, wie man Menschen gefügig macht. Es ist nicht einmal bekannt, welcher Technologie dieses Zentrum offiziell seinen Namen verdankt. Vielleicht weil sie ein paar Computerkurse für Anfänger anbieten.

Das Technologiezentrum, bzw seine Tochtergesellschaft BFG, hat offiziell den Auftrag, schwer vermittelbare Arbeitnehmer zu vermitteln. Komisch, war das nicht schon der Auftrag der Agentur? Es fällt auf, dass sich allmählich ein Speckgürtel um die Arbeitslosigkeit gebildet hat: Es sind ungeheuer viele Leute damit beschäftigt, sich um Arbeitslose zu kümmern, die allesamt --.nichts-- leisten, außer die Arbeitslosen zu belästigen. Weil es garnicht möglich ist, ohne dass Unternehmer die Rahmenbedingung schaffen, nämlich gute Arbeitsplätze. Und das werden sie wohl nur, wenn eine lin ke Bundesregierung eines Tages die Rahmenbedingungen dafür schafft. Mindestlohn, Höchstarbeitszeiten, Mindestarbeitsbedingungen, Kontrolle der Betriebe, Staatsinvestitionen, Binnenkonjunktur usw...Vieles davon machen uns andere europäische Länder vor.

Im „Technologiezentrum“ wird einem erzählt, man hätte jetzt eine Arbeitgeber, nämlich eben das TZG , welches einen dann beauftragt, sich bei einem Arbeitsangebot zu bewerben, das es ebensowenig gibt, wie die vielen jungen "geilen" Frauen in den Bekanntschaftsanzeigen einer Tageszeitung(ich weiß nicht, wer früher mal in der traurigen Lage war, sowas lesen zu müssen): Dahinter steckt kein realer Job, keine reale Frau, sondern nur eine Agentur, die nach Kundschaft fischt. Im Falle der Ehevermittlung nach zahlenden männlichen Opfern, im Falle der Arbeitsvermittlung dieselbe Leiharbeitsfirma, zu der man schon einmal von der Arbeitsagentur geschickt wurde. Die auch keine Arbeit hat, aber einen für 4 Euro an einen unfreundlichen Menschen vermittelt hat, der tatsächlich welche hat. Ist mir passiert. Also, das hätte ich auch alleine gekonnt, ohne die ganzen Elendsagenturen.

Den Arbeitsvermittlern kann man noch nicht einmal böse sein, dass sie anschließend aggressiv reagieren: Vermutlich halten sie ihre Produkte, die “Stellenangebote” die sie zu vergeben haben für so eine Art Juwelen, weil sie vielleicht ein bischen daran gearbeitet haben, sie aufzutreiben. Und sind dann beleidigt, wenn diese von den Arbeitsuchenden als das behandelt werden, was sie sind: Abfall. Letztenendes sind Stellenangebote nichts weiter als Adressen, die weitergegeben werden müssen. Kein Grund, sich so anzustellen. Und Addressen von Zeitarbeitsfirmen sind sowieso eine Zumutung für gesundes ästhetisches Empfinden, um das mal so höflich auszudrücken. (Eigentlich müßte man die Agentur zu einer Wette herausfordern: Wenn das gemachte Jobangebot Verarschung ist, krieg ich 3000 Euro und wenn nicht, die Agentur 100 Euro von mir... Und wenn sie es nicht annehmen aufstehen und gehen:“Eben, Sie wissen selber, dass es nur Verarschung ist.“)

Und wenn man dann nicht vermittelbar ist, dann hat man nicht etwa Frieden, sondern wird zu regelmäßigen Terminen im TZG einberufen, bei denen man dann tyrannisiert wird. Dann wird an Details herumgemäkelt, wie der Größe des Bewerbungsfotos, oder dass das Blitzlicht sich in der Brille spiegelt...

Oder man bekommt eine “Qualifizierungsmaßnahme” aufgedrückt. Hochqualifizierte Software-Spezialisten kriegen noch einmal eine Windows-Schulung verpasst, der Elektronikingenieur, darf eine Gabelstaplerschein machen...

Oder so ein “Bewerbungstraining”

Man darf ja auch nie vergessen, welch gewaltige Drohung immer dahinter steckt, wenn hier der größte Unfug von einem verlangt wird.

Es wird in allen Medien von morgens bis abends verkündet, bei der Arbeitssuche käme es so sehr darauf an, mit der richtigen Bewerbungskunst zu gänzen. Das ist aber völlig absurd. Wenn man zuhause einen Kuchen backen will kommt es auch nicht auf die Frisur an, die man dabei trägt.

Beim Bewerbungstraining wird einem als erstes erzählt, man solle auf dem Arbeitsmarkt mit seiner Bewerbung konkurrieren. Das ist aber auch schrecklich verkehrt. Bei einer richtigen Bewerbung kommt es darauf an, sachlich zu informieren. Viele Gleichgesinnte lehnen wie ich Konkurrenz als sozialschädliches Prinzip ab.Wenn es irgendetwas gibt, worin sich lin ks denkende Menschen einig sind, dann das. Außerdem würde man das auch als ehrlicher Arbeitgeber verkehrt finden. Als Arbeitgeber würde man vor allem verläßliche Informationen darüber wollen, was jemand denn nun wirklich kann und ob er sich gut mit meinen anderen Mitarbeitern vertägt. Ob er zum Beispiel rücksichtsvoll und großzügig ist.Und vor allem von Leuten, die qualifizierte Arbeit machen sollen, muß ein Arbeitgeber wissen, was sie wirklich können, nicht wie gut sie bluffen. Aussagekraft hat eine “gute Bewerbung” im Sinne des Bewerbungstrainings doch höchstens für jemanden, der sich um einen Job als Mediengestalter oder wenigstens Büroangestellter bewirbt.

Da das TZG “Vermittlungserfolge” vorzeigen will wie übrigens auch Schulen und alle, die Bewerbugstraining machen, werden die Leute bei dieser Gelegenheit offen dazu angehalten, zu lügen und zu bluffen. D.h. Letzenendes kann ich als Arbeitgeber an der ganzen Bewerbung nur noch erkennen, ob der Betreffende fleißig und gewissenlos ist.

Wenn man die Leute dazu nötigt, sinnlose Ersatzhandlungen zu machen, und statt sich ernsthaft zu bewerben, (wenn es denn Stellen gäbe) irgendeinen entwürdigenden Unfug im Sinne irgendeines Sachbearbeiters im TZG Büro zu verfassen, dann kann man das wohl als Schickane bezeichnen. Da liegt der Verdacht nahe, dass das der heimliche Zweck des TZG ist: Die Leute mit unsinnigen Maßnahmen noch und noch zu belästigen, um sie in irgendeine Arbeit zu nötigen was aber darauf hinausläuft, dass die Leute nur genötigt werden, weil die Arbeit letztenendes ja gar nicht da ist.

Ja, und am Ende sitzt man dann auf irgendeiner Parkbank und trägt seinen gesamten Besitz in einer Plastiktüte mit sich herum. Jedenfalls muß man das befürchten, wenn einem das Geld gestrichen werden kann.

Nachtr.2014: Meines Erachtens war jedenfalls das, was dieses Bewerbungstraining wollte genau das Gegenteil von dem, was mir hätte nützen können: Es ist doch schon die Art und Weise, wie ich die Arbeitssuche angehe, die mit darüber entscheidet, ob ich mich später in der Arbeitsstelle frei, oder als Sklave fühle. Frisch, fromm, fröhlich, frei, muß eine Bewerbung sein, und „haben Sie nicht Lust, bei uns zu arbeiten, sie könnten doch...(dies oder jenes)“ möchte ich als Antwort darauf hören, und nicht: „Wir haben uns entschlossen, Sie zu nehmen.“ Was bin ich denn? Abfall? Na, vielen Dank auch! So gesehen wußte ich vorher besser, wie man sich bewirbt und habe dies durch Hirnwäsche verlernt.

Es ist schon möglich, dass Menschen mit Behinderungen durch so eine „Eingliederungsmaßnahme“ tatsächlich geholfen wird, auch mag es manchem Kursteilnehmer an einer Computergrundlagenschulung ein befriedigendes Gefühl geben, zu sehen dass man doch was kann und nicht etwa deshalb arbeitslos ist, weil man zu dumm ist. Aber arbeitslos ist man eben hinterher immer noch. Es muß auch dazu gesagt werden, dass das TZG letztenendes dem Kreis Neuss gehört und unter anderen Umständen durchaus etwas nützliches leisten könnte, wie etwa die Volkshochschule, wenn es nicht als Abschreckungsinstrument für Hartz IV- Empfänger missbraucht würde. Aus der Sicht vieler Arbeitsloser kann man aber nur sagen: Weg damit.

Der gegenwärtige NRW Arbeitsminister Laumann hält es aber für sinnvoll, solche Unternehmungen zu finanzieren, weil sie seine Arbeitsmarktstatistik aufbessern. Das liegt daran, dass einerseits jeder, der noch irgendwie so über die Runden kommen kann von solchen sinnlosen Schikanen davon abgeschreckt sich als Arbeitsloser zu melden, gemeldet zu bleiben, auch wenn er wirklich gern erwerbstätig wäre und dass andererseits die Leute in den Qualifizierungsmaßnahmen nicht als Arbeitslose zählen, obwohl sie nichts verdienen. Drittens wird durch solche Institutionen Druck ausgeübt, der es den Firmen möglich macht die Arbeiter noch schlechter zu bezahlen, womit man Konkurrenz in Europa unterbieten kann, wofür sich unsere Genossen in Frankreich England Schweden Dänemark “herzlich bedanken” werden. Es ist nur eine Frage der Perspektive: Nicht Deutschland wird in erster Linie vom Weltmarkt unter Druck gesetzt, sondern Deutschland seinerseits setzt den europäischen Markt massiv unter Druck. Mit schlechten Arbeitsbedingungen. Das will uns die gegenwärtige Regierung dann als Arbeitsmarkterfolg verkaufen. Deshalb also finanziert NRW-Laumann so etwas unsoziales, wie das “TZG” von Geldern aus dem “europäischen Sozialfonds”.

Die angeblichen Erfolgsstatistiken von TZG/BFG die schon nicht so doll sind sind bloße Behauptungen, deren Bodenlosigkeit sich nur beweisen ließe, wenn man sämtliche Opfer dieser Gesellschaft befragen könnte, in welch prekäre Verhältnisse sie vermittelt wurden, und wie kurz das nur vorgehalten hat. Aber natürlich werden die Adressen der "Kunden" nicht preisgegeben. Das ist ja auch gut, wegen Datenschutz. Aber was ist eine Statistik wert, deren Überprüfung prinzipiell unmöglich ist?

Eigentlich gar nichts!

Vor allem, wenn man selbst und einige Bekannte umgekehrte Erfahrungen gemacht haben.

Allein von dem Geld das die TZG verschlingt, könnte man mindestens drei echte Arbeitslosen-Beratungsstellen finanzieren: Es gibt nämlich immer mehr Leute, die mit ihren Bescheiden von der Arge nicht einverstanden sind und nicht wissen, wie sie sich wehren können und deshalb klein beigeben. Eine echte Arbeitslosen-Beratungsstelle klärt die Menschen über ihre Rechte auf und hilft ihnen beim Verfassen von Widersprüchen gegen ihre Bescheide und das ganze Arbeitsgerichtsverfahren durchzustehen.

Dass dies dringend nötig ist, zeigt die Erfolgsquote von Arbeitsgerichtsverfahren gegen Bescheide von Arbeitsagenturen/ Argen Diese Quote beträgt sage und schreibe 40% während sonst im Verwaltungsrecht die Erfolgsquoten von Widersprüchen gegen Bescheide ungefähr bei 10% liegen. Die meisten Betroffenen aber trauen sich wahrscheinlich gar nicht erst vor Gericht.

Muß man sich da wundern, dass NRW-Laumann die Gelder für diese unabhängigen Arbeitslosenberatungsstellen streichen will?

Die Beratunsgsstelle der evangelischen Diakonie in Neuss zum Beispiel betreut im Jahr 1200 Fälle von Arbeitslosen und schafft das mit einem Finanzaufwand von grade mal 50000 Euro aus dem „europäischen Sozialfonds“. Dafür machen vier Akademiker mehr als nur einen Halbtagsjob.

Laumann sagt er will Beratung. Etwas anderes darf er auch gar nicht sagen, weil Rechtsberatung ein gesetzliches Recht ist. Nur, dass das nach Laumann die Arbeitsagenturen selber machen sollen. Mit ihrem unterbezahlten Personal, das seinerseits massiv unter Druck von oben steht mit befristeten Verträgen und das aus der Arbeitslosenschaft rekrutiert wurde, ohne jemals eine wirkliche Ausbildung zu erhalten und deshalb vollkommen der Souveränität entbehrt, die man von einem Rechtsberater erwartet. Vielen Dank auch: Da hätte man den Bock zum Gärtner gemacht.

Dies ist die Meinung der herrschenden Neusser Stadtratsmehrheit: „fördern und fordern“. Frau Holt hat es gesagt.

Aber es ist Zeit, dass daraus „Fördern und Bitten“ wird.

Und was ist die Förderung eines Menschen, die allein auf seine Verwertbarkeit durch das Kapital gerichtet ist, anderes, als nur eine weitere Forderung? So genommen heisst er dann Fordern und Fordern: Der Geist des Kapitals.



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Das Problem ist, dass sie einen immer irgendwie kriegen, wenn man sein HartzIV-Geld will: Der eine kann nicht sagen, dass er gar nicht arbeiten kann, weil er sich zuhause um einen Verwandten kümmern muß,--sagt er's heißt es ach, so sie suchen gar keine Arbeit, dann kein Geld--. Der nächste hat irgendeine Eigenheit, wegen der er immer gemobbt wird, wo man ihn hin vermittelt: --Ach das glauben wir nicht, das ist jetzt schon die dritte Stelle, wo sie angeblich gemobbt werden.--- der dritte kann nicht arbeiten, aber wenn er verrät warum, steckt man ihn völlig überflüssigerweise in die Psychiatrie, die vierte versteht überhaupt nicht, was sie eigentlich falsch gemacht hat und warum sie kein Geld bekommt, die fünfte hat ihr Mann auf Knien angefleht, nicht arbeiten zu gehen, sie liebt ihn, aber wie sie über die Runden kommen sollen weiß sie auch nicht, die sechste hat sich eine hohe Qualifikation erarbeitet, fühlt sich jetzt um ihre viele Arbeit bei der Ausbildung betrogen und kriegt deshalb psychische Probleme, wenn sie putzen gehen soll. Der siebte hat einen reichen Vater, den er nicht leiden kann und der auch nicht besser ist, als er selber, der aber das 9-fache von dem “verdient” hat, wofür er jetzt arbeiten soll und möchte lieber alles verlieren, als diese Demütigung hinzunehmen. Dem achten glaubt man nicht, dass er alles versucht hat, was er für möglich hält und er soll jetzt das unmögliche versuchen womit er absolut durch ist und wozu er einfach nicht mehr den Mut hat. Der neunte möchte nicht bei der Bewerbung das Blaue vom Himmel lügen, weil ihm seine Religion das Lügen verbietet, die zehnte hat bei der Bewerbung gelogen und wird deshalb vom Arbeitgeber denunziert, weil sie nicht konnte, was sie gesagt hat, die elfte hat eine Bescheinigung vom Arzt, dass sie nur dreißig Stunden in der Woche arbeiten kann, unterschlägt diese aber, weil sie gerne Geld verdienen möchte, scheitert aber daran, dass sie einfach unfähig ist, einen 50-Stunden job zu machen und hat am Ende weder Arbeit, noch Hartz IV. Kann ihre Bescheinigung nachträglich aber auch nicht mehr vorlegen. Die zwölfte ist so wütend über den ganzen Dreck, dass sie ihren Sachbearbeiter beleidigt, rausgeschmissen wird und auch kein Geld bekommt. Nicht, dass das alles richtig sein muß, was die Leute so denken, aber was nützt das, wenn sie sich deswegen kaputtmachen? Wenn man gar nicht erst sagen darf, was los ist, hilft auch kein Fallmanager. Im Gegenteil. Irgendwie kriegen sie einen immer, mit ihrer Arbeitswilligkeitskontrolle. Das ist das Problem. Von Recht keine Spur. Das alles gab es schon einmal: Bei der Gewissensprüfung für Kriegsdienstverweigerer.

H.S.

Nachtrag: Wenn man jetzt denkt, als Orts-Website-Editor der Linkspartei hätte man so einen Beitrag, wie diesen Text auf der Partei-Website unterbringen dürfen, „Meinungen von Mitgliedern“, oder so, und die hätten das mit Kußhand hingenommen, der irrt sich: Ein anderer vom Verein hängt mit irgendwelchen TZG-Fritzen im Clich („Sozialarbeiter“, „wollen wir Linke doch grade“)... und es müßte ja alles bewiesen werden und und und... Die Linke war eben auch Scheiße. Natürlich gab's auch andere Leute, aber beim Nach-Oben kommen braucht es auch dort als kleinen Unterschied, zwischen denen es schaffen und denen nicht, am Ende den Segen des Systems. Und dessen Akkummulation. Und dann gibt es immer noch Unterschiede, ja, aber die Machtverhältnisse kann man in diesem Parlamentarismus nicht angreifen.